--- Hook --- Wir beleuchten heute, warum zwei Drittel der KI-Gespräche ohne Kaufabsicht geführt werden, und wie Südkorea darauf reagiert, indem es KI-Werbung kennzeichnet. Außerdem berichten wir über McDonald's jüngsten Misserfolg mit KI-Werbung, analysieren im Fachartikel von Steven Baumgaertner, wie smarte Werbeartikel als digitale Touchpoints fungieren, und diskutieren im Podcast mit Daniel Hikel, wie intelligente Agenten Kampagnen optimieren. --- Thema 1 --- Eine neue Analyse von Dan Petrovic zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Gespräche mit Künstlicher Intelligenz ohne Kaufabsicht stattfinden. Genauer gesagt, handelt es sich um ungefähr vierundsechzig Komma sechs Prozent, die keine kommerziellen Absichten verfolgen. Die Interaktionen sind meist kurz, mit einem Median von nur zwei Chat-Turns. Nutzer verwenden KI häufig, um Aufgaben zu erledigen, Inhalte erklärt zu bekommen oder Texte zu transformieren, anstatt gezielt nach Produkten zu suchen. Lediglich etwa fünfunddreißig Komma vier Prozent der Gespräche zeigen einen kommerziellen Intent, der überwiegend in frühen Phasen des Marketing Funnels wie Awareness und Consideration zu finden ist. Die Anfragen konzentrieren sich oft auf die Nutzung von Produkten und weniger auf Kaufentscheidungen. Dies hat bedeutende Implikationen für das Marketing, da die Optimierung für Künstliche Intelligenz nicht den gleichen Prinzipien wie Suchmaschinenoptimierung folgt. Marken sollten Inhalte bereitstellen, die Probleme erklären und Verständnis schaffen, anstatt sich nur auf kaufgetriebene Keywords zu konzentrieren. KI wird somit eher zur Orientierung denn zur Produktsuche genutzt. --- Thema 2 --- Südkorea wird ab dem Jahr zweitausendsechs eine Kennzeichnungspflicht für Werbung, die mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurde, einführen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die stark wachsende Anzahl irreführender Inhalte, insbesondere in sozialen Netzwerken, einzudämmen. Die Werbung umfasst unter anderem Deepfake-Videos und manipulierte Aussagen, die Produkte von Kosmetik bis Pharma bewerben. Behörden warnen, dass vor allem ältere Menschen Schwierigkeiten haben, diese Fälschungen zu erkennen. Plattformen werden verpflichtet, falsche KI-Werbung schnell zu entfernen, da die Anzahl illegaler Anzeigen jährlich auf über sechsundneunzigtausend Fälle ansteigt. Um die Verantwortlichkeit der Plattformbetreiber zu erhöhen, plant die Regierung Anpassungen im Telekommunikationsgesetz. Diese beinhalten schnellere Prüfungen innerhalb von vierundzwanzig Stunden sowie ein Notverfahren zur Blockierung gefährlicher Anzeigen. Wer wissentlich falsche KI-generierte Werbung erstellt oder verbreitet, muss mit höheren Bußgeldern und verschärften Haftungsregeln rechnen. Parallel zu diesen Maßnahmen bekräftigt die Regierung ihre Ambitionen im KI-Sektor und investiert in fortgeschrittene Halbleiter sowie KI-spezifische Chips. Die neue Kennzeichnungspflicht wird als zentraler Schritt angesehen, um den digitalen Werbemarkt zu ordnen und Verbraucher besser zu schützen. --- Thema 3 --- McDonald’s hat mit einem KI-generierten Weihnachtsclip einen PR-Fehltritt begangen, der auf breite Kritik stieß. In dem Spot wird das bekannte Lied „It’s the most wonderful time of the year“ umgedichtet zu „It’s the most terrible time of the year“. Die dargestellten Szenen zeigen chaotische Situationen, in denen KI-Figuren Paketberge verlieren und der Weihnachtsmann im Stau steckt. Viele Zuschauer empfinden den Clip als humorlos und befremdlich. Besonders die visuelle Umsetzung sorgte für Unmut, da Nutzer fehlende Emotionen und sichtbare KI-Artefakte wie verformte Körperteile und unrealistische Bewegungen bemängelten. Ein gelöschtes Statement der verantwortlichen Agentur, das die intensive Arbeitszeit von sieben Wochen betonte, verstärkte die Diskussion. Angesichts der negativen Resonanz deaktivierte McDonald’s den Kommentarbereich auf YouTube und stellte den Spot auf „Privat“. Auch auf anderen Plattformen wurde die Kritik laut. Dieser Vorfall verdeutlicht die Risiken, die mit dem Einsatz von KI-Werbung verbunden sind, insbesondere in emotionalen Zeiträumen wie Weihnachten. --- Thema 4 --- Im Fachartikel von Steven Baumgaertner wird die Transformation haptischer Werbeartikel zu digitalen Schnittstellen thematisiert. Steven Baumgaertner erläutert, dass bis zum Jahr zweitausenddreiundzwanzig etwa fünfundsiebzig Prozent aller neuen Konsumgüter mit Sensoren ausgestattet sein werden. Digitale Kampagnen sind zwar schnell und messbar, ihre Wirkung ist jedoch oft nur von kurzer Dauer, da Konsumentinnen und Konsumenten täglich zahlreichen Botschaften ausgesetzt sind. Haptische Elemente können hier unterstützend wirken, da sie durch multisensorische Reize tiefere Gedächtnisverknüpfungen schaffen. Steven Baumgaertner betont, dass haptisches und digitales Marketing sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig stärken können. Die Kombination von physischer Präsenz und digitalen Funktionen ermöglicht es, Werbeartikel in interaktive Touchpoints zu verwandeln, die Markenbotschaften verlängern und messbar erweitern. Er beschreibt Beispiele wie Kugelschreiber mit NFC-Chips und T-Shirts mit Sensorik, die in digitale Kampagnen integriert werden können. Die Integration von haptischen und digitalen Elementen wird sich weiterentwickeln, und Steven Baumgaertner sieht einen klaren Trend zur Verschmelzung physischer und digitaler Markenerlebnisse. Unternehmen sollten die Potenziale dieser Entwicklung erkennen und Pilotprojekte initiieren, um den Mehrwert für ihre Zielgruppe zu testen. --- Thema 5 --- In der heutigen Podcast-Episode mit Daniel Hikel wird besprochen, wie intelligente Agenten Kampagnen optimieren können. Daniel Hikel erklärt, dass für eine optimale Orchestrierung ein System alle relevanten Daten benötigt. Während andere Systeme wie ChatGPT und Gemini nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen kennen, lernt Optimizely Opal, das Unternehmen, die Branche und die bisherigen Kampagnen zu verstehen. Dieses System speichert sämtliches Marketing-Wissen und nutzt es für zukünftige Kampagnen. Dadurch wird die KI mit jeder Aktion smarter und spart zeitaufwendige Trainingsarbeit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Datenschutz. Daniel Hikel betont, dass die Sorge um Daten in der Cloud berechtigt ist, jedoch bei Optimizely falsch adressiert wird. Das System gewährleistet, dass das Wissen des Kunden Kundeneigentum bleibt und persönliche Daten vor dem Verlassen des Systems verschleiert werden. Selbst Banken und Versicherungen vertrauen auf diese Sicherheitsstandards. Zudem wird erklärt, dass Agenten keine Black Boxes mehr sind. Die Möglichkeit, eigene Agenten ohne Programmierkenntnisse zu erstellen, eröffnet neue Geschäftsmodelle. Hyper-Personalisierung wird zur praktischen Realität, da Agenten Kundenlisten im Handumdrehen anreichern können. Schließlich betont Daniel Hikel, dass KI keine Marketer ersetzt, sondern sie befreit, sodass sie sich wieder auf strategische Aufgaben konzentrieren können.