--- Hook --- Wir beleuchten heute die Warnung von Tim Berners-Lee vor einem möglichen Kollaps des offenen Webs und berichten über die ungewöhnliche Kooperation der Berliner Verkehrsbetriebe mit der NFL. Außerdem schauen wir darauf, wie Metas Generative Ads Model die Werbung automatisiert, und im Fachartikel von John Premkumar erfahren wir, warum Ethik im KI-Marketing ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Abschließend hören wir im Podcast mit Peter Klaus Brandl, mit welchen einfachen Mitteln Events unvergesslich werden. --- Thema 1 --- Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, äußert ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Zukunft des werbefinanzierten Internets. In einem Interview hebt er hervor, dass künstliche Intelligenz den Daten- und Trafficfluss, der für das heutige Webökosystem entscheidend ist, erheblich stören könnte. Wenn Nutzer nicht mehr auf Links klicken oder Webseiten besuchen, könnte das gesamte Modell des Online-Marketings zusammenbrechen. Diese Entwicklung wird von der Marketingbranche als alarmierend wahrgenommen, da KI-Systeme wie ChatGPT oder Gemini direkte Antworten liefern, ohne dass Nutzer auf Webseiten zugreifen müssen. Dies gefährdet die Reichweite, die Suchmaschinenoptimierung und die Werbeeinnahmen der Websites. Berners-Lee kritisiert auch die zunehmende Monopolbildung im Internet und fordert eine stärkere Dezentralität. Er zeigt sich ambivalent gegenüber dem „Semantic Web“-Ansatz, da die Fähigkeit der KI, semantische Daten zu generieren, zu einem neuen Ökosystem führen könnte, das menschliche Nutzer zunehmend ausschließt. Als mögliche Lösung schlägt er Mikropayments und Bezahlmodelle vor, um Website-Betreiber und Nutzer zur Zahlung zu bewegen. Nur durch die Schaffung eines nachhaltigen, offenen Geschäftsmodells könnte das Web neben den KI-Plattformen bestehen bleiben. --- Thema 2 --- Die BVG hat anlässlich des ersten NFL-Spiels in Berlin eine Kampagne mit dem Titel „Heimspiel für Vielfalt“ ins Leben gerufen. Diese Initiative verbindet den Football-Hype mit einer klaren Haltung und dem charakteristischen Markenhumor der BVG. Im Rahmen der Kampagne wird ein lizenziertes NFL-Heimtrikot angeboten, das online im NFL Shop erhältlich ist. Die Kampagne, die in Zusammenarbeit mit Serviceplan entwickelt wurde, knüpft an die humorvolle und emotionale Markenwelt an, die durch den Erfolgsclaim „Weil wir dich lieben“ geprägt ist. Ein begleitender Clip vermittelt den typischen Berliner „Hart-aber-herzlich“-Ton und setzt ein starkes Zeichen für Offenheit und Zusammenhalt. Die Gestaltung des Trikots basiert auf dem „Muster der Vielfalt“, das bereits im Jahr zweiundzwanzig eingeführt wurde. Diese Aktion verdeutlicht, wie gesellschaftliche Haltung, Event-Marketing und eine authentische Markenidentität wirkungsvoll miteinander verbunden werden können. Die BVG nutzt den Football-Hype nicht nur zur Steigerung ihrer Sichtbarkeit, sondern auch, um ihre Rolle als sympathische und meinungsstarke Hauptstadtmarke weiter zu festigen. --- Thema 3 --- Meta hat mit dem Generative Ads Model, abgekürzt GEM, ein KI-basiertes System entwickelt, das die Werbung auf den Plattformen Facebook, Instagram und zukünftig auch Threads automatisiert optimiert. Dieses System zielt darauf ab, den gesamten Kampagnenprozess zu automatisieren, sodass Advertiser lediglich Budget, Ziele und Assets bereitstellen müssen. GEM nutzt Milliarden von Datenpunkten, die aus Interaktionen, demografischen Merkmalen und organischen Aktivitäten der Nutzer gewonnen werden. Dadurch entstehen hochpersonalisierte Empfehlungen für Creatives, Texte und den Zeitpunkt der Ausspielung. Erste Ergebnisse zeigen eine Steigerung der Ad-Conversions um fünf Prozent auf Instagram und drei Prozent auf Facebook. Technologisch basiert GEM auf Metas Large Language Model-Architektur und wird kontinuierlich mit tausenden GPUs weitertrainiert. Langfristig wird eine Verbesserung der Werbeleistung um das Vierfache angestrebt. Trotz der Performance-Vorteile gibt es Bedenken hinsichtlich der starken Datennutzung und der begrenzten Transparenz über den Einsatz persönlicher Informationen. GEM verdeutlicht die Fortschritte der KI-gestützten Automatisierung im Marketing und die Bestrebungen von Meta, seine Position im Werbemarkt weiter auszubauen. --- Thema 4 --- Im Fachartikel von John Premkumar wird die Bedeutung von Ethik im Kontext des KI-Marketing hervorgehoben. John Premkumar erläutert, dass zentrale KI-Governance-Teams sowie messbare Ethik-Kennzahlen entscheidend sind, um Vertrauen, Effizienz und Compliance im datengetriebenen Marketing zu gewährleisten. Er betont, dass Personalisierung eine der wirkungsvollsten Strategien darstellt, um Zielgruppen zu erreichen und langfristige Kundenbindungen aufzubauen. Kunden erwarten individuelle Inhalte, was den Einsatz von künstlicher Intelligenz notwendig macht. Dennoch sieht John Premkumar auch die Herausforderungen, die mit der umfangreichen Datennutzung einhergehen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und Informationssicherheit. Viele Unternehmen zögern, KI umfassend zu implementieren, da sie regulatorische Anforderungen als Risiken wahrnehmen. Er hebt hervor, dass ein effektives Risikomanagement von Anfang an in die KI-Strategie integriert werden sollte. John Premkumar schlussfolgert, dass eine erfolgreiche Integration von Datenschutz und Ethik in die KI-Strategie es Unternehmen ermöglicht, das volle Potenzial der künstlichen Intelligenz auszuschöpfen, was zu besseren Kundenerlebnissen und langfristigem Vertrauen führt. --- Thema 5 --- In der heutigen Podcast-Episode mit Peter Klaus Brandl wird besprochen, wie man Events unvergesslich gestalten kann, indem man auf Authentizität und emotionale Erlebnisse setzt. Peter Klaus Brandl erklärt, dass die Anforderungen an Veranstaltungen sich durch die Covid-Pandemie grundlegend verändert haben. Teilnehmer hinterfragen zunehmend, ob physische Events notwendig sind, da Wissensvermittlung online oft besser funktioniert. Der Fokus sollte daher auf gemeinsamen Erfahrungen und echten Emotionen liegen, anstatt auf reiner Informationsvermittlung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Entwicklung einer authentischen Markenpersönlichkeit. Produkte sind austauschbar geworden, und Marketing-Manager sollten ihre Angebote emotional aufladen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Statt teurer Kampagnen sind ehrliche und konsequente Kommunikation entscheidend. Peter Klaus Brandl betont zudem, dass grundlegende Prinzipien nicht vernachlässigt werden dürfen. Bevor neue Formate ausprobiert werden, sollten die Basics stimmen. Kreativität kann oft teure Budgets ersetzen, indem durchdachte Details und unerwartete Überraschungen eingesetzt werden. Schließlich ist Ehrlichkeit ein zentraler Bestandteil der Markenkommunikation. Authentizität schafft Vertrauen und zeigt sich in der Sprache, die im Unternehmen verwendet wird.