--- Hook --- Wir beleuchten heute, ob beim Atlas-Browser Menschen oder Bots klicken, und wie Knoppers auf Streaming statt Linear-TV setzt. Außerdem berichten wir über PubMatic, das in CTV-Pausen wirbt, im Fachartikel von Thomas Koch zur Frage, ob Messbarkeit die Moral ersetzt, und im Podcast mit Iryna Kyselova-Marchenko darüber, wie Unternehmen Abwanderungsrisiken frühzeitig erkennen. --- Thema 1 --- Der neue KI-gestützte Browser ChatGPT Atlas stellt ein erhebliches Risiko für digitale Werbetreibende dar. Er kann menschliches Surfverhalten so präzise nachahmen, dass er täuschend echte Fake-Klicks auf Online-Anzeigen erzeugt. Diese Aktivitäten belasten Marketingbudgets, ohne echten Kundenkontakt zu schaffen. Da Atlas auf dem Chrome-Framework basiert, werden seine Interaktionen von Ad-Netzwerken als legitimer Nutzerverkehr wahrgenommen. Dies führt zu realen Kosten und verfälscht gleichzeitig wichtige Kampagnenstatistiken, wie Conversion Rates und Engagement-Daten. Aktuelle Bot-Erkennungssysteme sind kaum in der Lage, diesen neuen KI-Verkehr zu identifizieren. Obwohl Werbeplattformen Nicht-Mensch-Traffic verbieten, fehlen technische Standards zur zuverlässigen Unterscheidung zwischen menschlichen und künstlichen Interaktionen. Unternehmen sind daher aufgefordert, auffällige Traffic-Muster und plötzliche Veränderungen in den Klickzahlen oder Conversion-Raten genau zu überwachen und verdächtige Aktivitäten umgehend zu melden. Branchenexperten erwarten, dass Anbieter wie Google und Meta bald neue Verfahren entwickeln müssen, um diese Herausforderungen zu bewältigen. --- Thema 2 --- Knoppers, ein etablierter Akteur in der deutschen Werbelandschaft, hat sich entschieden, in seiner neuen Kampagne auf Streaming-Plattformen und Social Media zu setzen, anstatt auf lineares Fernsehen. Diese Entscheidung wurde aufgrund eines begrenzten Budgets für das Jahr zweitausendfünfundzwanzig getroffen. Die Werbespots werden auf Plattformen wie Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Twitch sowie auf großen Social-Media-Kanälen wie YouTube, Instagram und Facebook ausgestrahlt. Die Kreativagentur Pahnke aus Hamburg begründet diesen Schritt mit der Notwendigkeit, sich an die verfügbaren Mittel anzupassen, ohne dabei die Zielgruppe aus den Augen zu verlieren. Für das Jahr zweitausendsechsundzwanzig ist jedoch eine Rückkehr zur klassischen TV-Werbung geplant. Inhaltlich präsentiert sich die Kampagne modern und emotional, indem sie den Waffelsnack als ideale Pause im Büroalltag inszeniert. Mit dieser digitalen Ausrichtung möchte Knoppers einen breiteren Konsumentenkreis ansprechen und zeigt, wie Traditionsmarken ihren Mediamix flexibel anpassen können, um den aktuellen Marktbedingungen gerecht zu werden. --- Thema 3 --- PubMatic hat ein neues Werbeformat namens „Pause Ads“ für Connected TV (CTV) eingeführt, das in Zusammenarbeit mit dem Agenturnetzwerk dentsu entwickelt wurde. Dieses Format zielt darauf ab, Zuschauer während der Streaming-Pausen zu erreichen, ohne das Seherlebnis zu unterbrechen. Die Pause Ads erscheinen, wenn die Wiedergabe eines Streams gestoppt wird, und nutzen diese hochaufmerksamen Momente, um Markenbotschaften zu vermitteln. PubMatic berichtet von einem Wachstum seines CTV-Geschäfts um fünfzig Prozent im letzten Quartal, wobei das Unternehmen mittlerweile mit zweiundzwanzig der dreißig größten Streaming-Plattformen zusammenarbeitet. Die erste Kampagne, die dieses neue Format nutzt, stammt von dentsu für den Halloween-Familienfilm „Stitch Head“. Ziel ist es, die Markenbekanntheit zu steigern und Kinotickets zu verkaufen. Rebekah Shalit von dentsu hebt hervor, dass Pause Ads die Nutzung von Premium-CTV-Inventar grundlegend verändern und Marken die Möglichkeit bieten, relevante Botschaften zu platzieren, ohne das Nutzererlebnis zu stören. Die zugrunde liegende Technologie basiert auf PubMatics Plattform „Activate“, die ein präzises Kampagnenmanagement ermöglicht und die CTV-Werbung datengetriebener gestaltet. --- Thema 4 --- Im Fachartikel von Thomas Koch wird die Problematik der Messbarkeit im Marketing thematisiert. Thomas Koch erläutert, dass die Verwendung von Key Performance Indikatoren, kurz KPIs, dazu führt, dass Marken einen Digitalbias entwickeln. Dies bedeutet, dass kurzfristige Messbarkeit langfristige Wirkung ersetzt, was das Marketing-Ökosystem gefährdet. Er weist darauf hin, dass die Werbebranche, trotz ihrer kreativen und vielfältigen Natur, zunehmend naiv agiert, indem sie Appelle zur Verantwortung ignoriert. Koch kritisiert die Ignoranz der Werbetreibenden, die trotz der Warnungen über die Finanzierung von Fake News und Hate Speech durch ihre Werbeinvestitionen nicht handeln. Er hebt hervor, dass die Dominanz digitaler Plattformen wie Google und Meta die Medienvielfalt bedroht und die Reaktionen der Unternehmen auf diese Bedrohung oft ausbleiben. Die Verantwortung der Werbekunden wird als entscheidend angesehen, um die Demokratie und die Medienlandschaft zu schützen. Koch stellt fest, dass die KPIs, die das Marketing dominieren, oft keinen Einfluss auf die tatsächlichen Ergebnisse haben und die Marketingverantwortlichen dazu verleiten, ihre Entscheidungen blind auf digitale Kanäle zu konzentrieren. Letztlich plädiert er dafür, die KPIs zu überdenken, um die Zukunft der Medien und der Werbewirkung zu sichern. --- Thema 5 --- In der heutigen Podcast-Episode mit Iryna Kyselova-Marchenko wird besprochen, wie Unternehmen Abwanderungsrisiken frühzeitig erkennen können. Iryna Kyselova-Marchenko erklärt, dass Unternehmen mit mehr als zehntausend Kunden von einer KI-gestützten Kundensegmentierung profitieren können. Eine ausreichende Datenbasis ist entscheidend, da die kritische Masse bei zehntausend Kunden liegt, um belastbare Vorhersagen zu treffen. Der Fokus liegt auf der proaktiven Identifizierung gefährdeter Kunden. Ein Beispiel zeigt, dass ein ukrainischer Telekom-Anbieter mit Predictive Analytics achtzig Prozent der gefährdeten Kunden im Voraus identifizieren konnte, was die Akquisitionskosten senkt und den Kundenstamm stabilisiert. Für eine effektive Hyperpersonalisierung sind historische Kundendaten und strukturierte Produktinformationen notwendig. Datenschutz wird durch Anonymisierung gewährleistet. Iryna Kyselova-Marchenko betont, dass generative KI zwar Content erstellen kann, jedoch nicht für die Datenauswertung geeignet ist. Machine Learning bleibt für die Analyse von Verhaltensmustern unerlässlich. Schließlich wird der Markenaufbau als zentrale Strategie hervorgehoben, um die Kontrolle über Kundenbeziehungen zu bewahren und sich von KI-Vermittlern unabhängig zu machen.